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Rosa

[Langfilm in Konzeption]

Inhalt

Ein abendfüllender Spielfilm voller Hoffnung und Tragik über das Schicksal und die Lebensgeschichte von Rosa Herzenberger, aufgewachsen in Seebach, Kärnten als Adoptivkind der gesamten Dorfgemeinde in den 1930er Jahren.

Als Angehörige der Bevölkerungsgruppe der Roma nach dem Anschluss verfolgt und im Zigeunerlager <sic!> Maxglan in Salzburg interniert.

Als Kinderdarstellerin und Sängerin im Alter von 9 Jahren für die Dreharbeiten von Leni Riefenstahls Nazi-Propagandafilm »Tiefland« zwangsverpflichtet.

Nach fast 4 Jahren Drehzeit mit allen anderen Komparsen nach Auschwitz deportiert und 1944 im Zuge der Auflösung des Zigeunerlagers <sic!> von Ausschwitz- Birkenau (vormals das Theresienstadt-Lager) als 14-jähriges Mädchen ermordet.


Die Aufarbeitung der Geschichte von Rosa Herzenberger und die filmische Verarbeitung ihrer Lebens und Leidensgeschichte in dokumetarischer und dramatischer Form fußt vor allem auf dem herausragenden Engagement von Attila Bela Babos. 

Er ist federführend in die Entwicklung und Konzeption dieser Filme eingebunden. Die Projekte bauen auf der Grundlage seiner jahrelangen, akkribischen Recherchen auf. 


Rosa Herzenbergers Leidensweg und Lebensgeschichte ist ein eindringliches und unvergessliches Mahnmal, nicht nur für die Diaspora, Verfolgung und Auslöschung der Roma und Sinti durch die Nationalsozialisten, sondern auch eine unfassbare, weil wahre Geschichte eines Frauen- und Mädchenschicksals in einer entseelten und vernichtenden Zeit.

Einer Zeit, die uns in Mitteleuropa im Jetzt, mit seinen erneut aufkeimenden Nationalismen, den rassistischen Ressentiments und vor dem Hintergrund umfassender Migrationsbewegungen beschäftigen und berühren MUSS. Zu vielschichtig und aktuell sind die Verstrickungen, zu lähmend ist das bleierne und jahrzehntelange Schweigen. Zu unbeachtet sind die Schicksale der Roma und Sinti und vor allem auch der weiblichen Opfer der Nazizeit, als dass man diese einzigartige und tragische Lebensgeschichte ignorieren könnte.

* Cultural Appropriation

Ein wichtiger und zentraler Part des Films »Rosa« wird Rosa Herzenbergers erzwungenes Mitwirken an Leni Riefenstahls Propagandafilm »Tiefland« sein. Eine Film-im-Film- Erzählung die »Tiefland« herausfordern, entlarven und in eine aktuelle Perspektive rücken wird. Die aber auch mit der Kulissenhaftigkeit und den Ebenen von Lüge, Propaganda und Inszenierung spielen wird.

Eine neue, zeitgemäße Erzählung, die schließlich den entlarvenden, kindlichen Blick der Wahrheit auf die Fakes der Nazilügen und Riefenstahls verfälschtes und geschöntes Selbstbild zeigen wird.

Um den sensiblen Herausforderungen von Cultural Appropriation in Bezug auf die Roma- und Sinti-Kultur, der Erzählung und Inszenierung von Frauen und Mädchenschicksalen und ihrer Lebensumstände (sowohl auf Opfer- als auch Täter:innenseite wird »Rosa« führend von nicht sprichwörtlich sondern absolut faktisch starken Frauenfiguren getragen) und der bis in die heutige Zeit reichenden Geschichtsklitterung von Leni Riefenstahls Selbstbild gerecht zu werden, muss diese Arbeit unbedingt in einem diversen Team entstehen.

Narration und Ästhetik

Eine Annäherung an innere Bilderwelten, Impulse, Motive und die Motivation hinter dem Projekt »Rosa«. Eine Einladung zur diskursiven Betrachtung.

»Nun gibt es einen Ort, an dem man ein grausames Tier unter selbstbestimmten Bedingungen treffen und besiegen kann. Das ist die Fantasie.« Selma Fraiberg

Ein zentraler Erzählanlass von »Rosa« ist es, den Opfern Stimmen zu geben und ihnen damit einen Teil ihrer Würde zurückzugeben. Die jugendlichen Opfer repräsentieren in ihrer kindlichen Vielstimmigkeit eine ganz eigene Geschichte des Gesagten und Erlebten. Schon das Ereignis des Erzählens ändert viel: Erinnerungen, Erfahrungen und das Bild, das wir uns von der Geschichte machen.

Der kindliche Blick auf die Grausamkeiten der Nationalsozialist:innen, wie ihn zum Beispiel der Ausschwitz-Überlebende Sinto Hugo Höllenreiter in seiner Lebensgeschichte »Denk nicht, wir bleiben hier!« eindringlich beschreibt können und dürfen für ein Vorhaben wie »Rosa« essentielle Inspiration und Strategie sein. Ein kindlicher Blick, dank dem es Hugo Höllenreiter in seiner Erzählung möglich ist, nicht nur die schreckliche Realität mit ihrem schwer und unzureichend in Worte fassendem Gefühl der Ohnmacht, der Angst, der Verzweiflung und der Demütigung zu beschreiben, sondern auch Hoffnung zu vermitteln.

Wie muss es Rosa Herzenberger ergangen sein, deren Lebensweg sie fort aus ihrer vertrauten Umgebung, zunächst in das Arbeitslager Maxglan und schließlich als Statistin in Leni Riefenstahls Dreharbeiten der Propaganda-Groteske »Tiefland« führte?

Kinder haben ein untrügliches Verständnis für das Spiel, aber auch für Authentizität. Welche Diskrepanzen müssen sich hier aufgetan haben: auf der einen Seite die imposanten Kulissen und die aufwendige Technik, auf der anderen Seite die totale Entzauberung des Spiels durch das hölzerne, gänzlich artifizielle Schauspielgetue der Erwachsenen.

Auch muss ihr die seltsame Aneignung und das herabwürdigende Cliché der in »Tiefland« dargestellten Armut und auch der Freiheit aufgefallen sein, der künstliche Schmutz auf den Kostümen und Wangen, der aus einem Luxusleben aufs Set herabsteigenden Hauptdarsteller:innen, mit dem das Ehrliche, Reine, Ursprüngliche und damit das Gute per se dargestellt werden sollte.

Tante Leni (wie Riefenstahl von den Statist:innen auf ihren Wunsch hin genannt werden musste) verschenkte hin und wieder ein wenig Schokolade und versprach Vieles. Ein besseres Leben und Schutz vor der drohenden Deportation in ein KZ, beispielsweise.

Die Kinder mussten mit den anderen Statisten:innen stundenlang bei großer Hitze oder Kälte in wollenen Lumpen und ohne ausreichende Nahrung und Wasser am Set ausharren, nur um dann – stets bewacht – spätabends in ihre Unterkunft gebracht zu werden. Wie Vieh in einen Stall mit vergitterten Fenstern.

Der Apfel, den die Hexe dem Kind geschenkt hatte, fiel hinunter und brach entzwei, und als sie ihn näher ansahen, war er innen ganz voller Spinnen. Sinti Märchen

Die Scham der Überlebenden, über die erfahrenen Grausamkeiten und Demütigungen zu sprechen, reicht weit bis in die Achtziger Jahre hinein. Sie kratzt in den nachfolgenden Generationen noch immer an den Bestrebungen des Sichtbarmachens der kulturellen Herkunft der Sinti und Roma im Hier und Jetzt. Auch ist die Haltung der Entzivilisierung den europäischen Gesellschaften nicht abhandengekommen, im Gegenteil, viele Roma und Sinti erleben nach wie vor Ausgrenzung und Rassismus.

Antiziganistische Propaganda Politik ist allgegenwärtig, ob es um die sogenannte Armutszuwanderung in EU-Länder geht, oder die Gleichbehandlung der Minderheit mit nationaler Zugehörigkeit. Vorurteile prägen auch heute den medialen und sprachlichen Umgang mit dieser Bevölkerungsgruppe.

Neben der kindlichen Opferstimme und der Politik des Versagens der Zivilgesellschaft, ist in der politischen Verantwortung von Künstler:innen ein drittes, starkes Motiv im Projekt »Rosa« zu finden. Wie Nina Gladitz es in ihrer Dokumentation »Zeit der Dunkelheit« ausdrückt:

Das Mindeste, was wir Nachgeborenen heute tun können ist zu verhindern, dass in Vergessenheit gerät, was viele nicht mehr wissen wollen. Für mich als Filmemacherin ist es wichtig, mich damit auseinander zu setzten warum damals viele Künstler:innen lieber ins Exil als in die Knie gegangen sind; und warum damals wie heute viele meinen, man könne in solchen Zeiten ausschließlich Künstler:in gewesen sein. Nina Gladitz

Das Projekt »Rosa« erzählt von der künstlerischen Aneignung und Ausbeutung und dem Verleugnen von opportunistischer, politischer Mittäterschaft von Künstler:innen, ohne sich darin in einem verurteilenden Blick auf die historischen Tatsachen zu genügen.

Vielmehr wird der transparente Entwicklungsprozess der Erzählung einen Subtext im Heute finden, der einen vermittelnden Umgang zwischen Recherche und Fantasie - DEM ORT ALSO, WO MAN EIN GRAUSAMES TIER UNTER SELBSTBESTIMMTEN BEDINGUNGEN BESIEGEN KANN - ermöglicht.

Nehle Dick
(Wien, 20. Juli 2021)

Trailer

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Cast & Crew

Artwork

[alle Illustrationen für »Rosa« mit freundlicher Genehmigung von]

Jake Smithies

Buch

Sebastian Brauneis

Nehle Dick

Attila Bela Babos

Ildiko Babos

Unterstützer:innen